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Schwedt, Georg. Allgemeine Chemie - ein Leselehrbuch . Springer Berlin Heidelberg. Kindle-Version.

created Aug 24th 2023, 14:57 by Exes


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Die Chemie hat zwei international verständliche Sprachen - das Experiment und die Gleichungen (für Reaktionen) sowie Formeln (für die Stoffe, Substanzen, Verbindungen), durch die sie ihre Erkenntnisse vermitteln kann. Aber auch mit Hilfe der deutschen Sprache lässt sich Chemiewissen verständlich darstellen. Justus von Liebig wurde diese Fähigkeit bereits im 19. Jahrhundert durch die Germanisten Jacob und Wilhelm Grimm in deren Deutschem Wörterbuch bescheinigt: ...die chemie kauderwelscht in latein und deutsch, aber in Liebigs munde wird sie sprachgewaltig ... Seine Chemischen Briefe stehen für diese Aussage. Alle drei Aspekte als Grundlage einer Allgemeinverständlichkeit sollen in diesem Buch berücksichtigt bzw. angewendet werden, um dasjenige Chemiewissen zu vermitteln, das nach Überzeugung des Autors zur Allgemeinbildung gehört. Damit ist auch eine deutliche Kritik an den Curricula der Schulen, an den Lehrplänen (aus den Landesministerien!) vor allem der Oberstufe, verbunden. Sie vernachlässigen ihre Aufgabe der Allgemeinbildung, indem sie beispielweise Trends in der Forschung (wie Nanochemie) folgen, in vielerlei Projekten den roten Faden verlieren, wodurch die Vermittlung des Fundamentes der Chemie, auf dem auch jedes neue Spezialgebiet aufbaut, zu kurz kommt. In der Sekundarstufe 2 wird oft ein Fachwissen vermittelt, das in einem Chemiestudium in den ersten beiden Semestern behandelt wird. Die Schule hat nicht primär die Aufgabe, Chemie propädeutisch zu lehren, nicht schon in ein Chemiestudium einzuführen. Als Hochschullehrer auch im Grundstudium über drei Jahrzehnte habe ich es immer als meine Aufgabe und Pflicht angesehen, alle Studenten gleich welchen Schulabschlusses im ersten Semester auf das gleiche Niveau des Wissens zu führen. Als Fundament der Chemie bezeichne ich grundlegende Kenntnisse über Säuren, Basen und Salze, Oxidation und Reduktion, Komplexbildung, chemische Gleichgewichte und die Orientierung in der Stoffvielfalt mit Hilfe des Periodensystems der chemischen Elemente (einschließlich Atomaufbau und Ionenlehre) sowie des grundsätzlichen Aufbaus (und der systematischen Einteilung) organischer Stoffe mit deren grundlegenden Eigenschaften. Auch möchte ich ein chemisch-toxikologisches Grundwissen in diesem Leselernbuch vermitteln. Für das gebildete Bürgertum des 19. Jahrhunderts war Grundwissen in der Chemie, oft sogar das soeben von der Wissenschaft als gesichert ermittelte Wissen, Thema in den zahlreichen Salons. Bildung wird auch im 21. Jahrhundert großgeschrieben - das gebildete Bürgertum jedoch gibt es nach der Feststellung vieler Historiker wohl nicht mehr - oder zumindest kaum noch. Chemie ist ein Fach sowohl für das Auge (im Experiment) als auch für den Verstand (in Gleichungen und Formeln) und auch diese aus der Zeit der Aufklärung stammende Formulierung gehört zu meinen Leitbildern für dieses Buch. Ich gehe davon aus, dass Sie als Leser schon in früheren Jahren Unterricht in Chemie gehabt haben, das Meiste jedoch vergessen haben - oder zumindest annehmen, es vergessen zu haben. Ich hoffe aber, dass Sie an vielen Stellen dieses Buches wieder an Grundsätzliches erinnert werden. Theoretisches, praktisches, historisches Wissen wechseln sich ab - Wiederholungen wurden bewusst in Kauf genommen, um Sie wieder an zuvor vermittelte Details zu erinnern. Mögen Sie als Leser am Ende beurteilen, ob es mir gelungen ist, diesen selbst gestellten Anforderungen zu genügen. Ich jedenfalls habe mich darum nicht nur in diesem Buch bemüht.

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